Konflikte sind ein immer brisanteres Thema in den Outdoorsport-Medien. Mit dem Ziel die Diskussion zu versachlichen wurde im Rahmen des Swiss Mountainbiking Projects eine Umfrage durchgeführt. Dabei stellten sich uns folgende Fragen:
Diesen Themen haben wir uns in unserer ersten Umfrage im Frühjahr 2021 gewidmet. Hierbei konnten wir Antworten von 1’170 Befragten und insgesamt 19’509 Jahre Mountainbike Erfahrung sammeln.
Die Ergebnisse zeigen auf, dass Konflikte vorhanden, jedoch auch lösbar, sind. Die Aussagen der Teilnehmer sprechen klar und deutlich für eine bessere Interessenvertretung und den Austausch mit anderen Wegnutzer. Den teilnehmenden Bikern liegt ihr Sport am Herzen und wir freuen uns, diese in einem Bottom Up-Approach zu vertreten. Unerfahrene Biker konnten wir jedoch noch nicht wie gewünscht abholen.
Nachfolgend eine Zusammenfassung der ersten Umfrage Resultate. Weitere Auswertungen folgen.
Fragen und Feedback gerne via Mail an smiles@trail.foundation
Wer sind wir Biker?
Demografie
Der durchschnittliche Biker in unserer Umfrage ist männlich, 44 Jahre alt, fährt seit 17 Jahren Mountainbike und sieht sich als Könner. Er fährt mindestens einmal pro Woche, meist sogar häufiger.
Die Altersgruppe 30 bis 59 ist am stärksten vertreten. Männer dominieren in der Umfrage immer noch den Sport.
Sportausübung
Mit 77%, die mindestens einmal, und 57%, die sogar mehrmals pro Woche biken gehen, ist der Radsport für viele mehr als nur eine Zweitsportart.
Das Fahrlevel spiegelt die vielen Jahre Bikeerfahrung wider: viele können Mountainbiken. Es zeigt jedoch auch, dass Anfänger als wichtige Zielgruppe nicht abgeholt werden konnten. Dies kann daran liegen, dass sie meist noch nicht gut in der Community vernetzt oder Teil einer Bike Organisation sind. Es ist uns ein Anliegen auch Sie in Zukunft besser vertreten zu können. Wer aber einmal dem Sport verfallen ist, bleibt ihm wohl lange treu und betreibt ihn häufig. Dabei benutzen 14% am häufigsten das E-MTB.
Was wollen wir?
Die beliebtesten Segmente, All Mountain und Enduro , zeigen, wir wollen natürliches und anspruchsvolles Gelände auf unseren Touren. CC und Tour ergänzen die Beliebtheit von Naturstrassen und einfachen bis mittelschweren Trails. Gravity orientierte Ausprägungen, wie Freeride und Downhill, sind nicht stark vertreten, sollten in der Angebotsgestaltung aber nicht vergessen werden!
Das wichtigste Motiv zum Biken ist Landschaft und Natur dicht gefolgt von Spass, Fitness und Abenteuer. Im Gegensatz zu 52% die das Abfahrtserlebnis als Motiv zum Biken sehen, ist das bergauf Fahren nur bei 23% einer der wichtigsten Gründe zum Biken.
Biken in der Schweiz
Wo biken wir?
Die meisten gehen dort, wo sie wohnen am häufigsten biken.
Die Ausnahme machen die Tourismuskantone Graubünden und das Wallis: In Graubünden sind fast doppelt so viele regelmässig am Biken, wie dort wohnansässig sind; im Wallis immerhin 2% mehr. Die Biker im Kanton Zürich, gefolgt von Bern, Luzern und Aargau, sind häufig ausserhalb ihres Kantons unterwegs.
Wo dürfen wir biken?
Schilder (Verbote & Routenbeschilderung) sind für uns die ausschlaggebenden Hinweise, wo wir fahren dürfen.
Betretungsrechte im Wohnkanton empfinden lediglich ein Viertel als klar kommuniziert. Knapp die Hälfte ist sich nicht immer sicher, ob sie einen Weg offiziell befahren dürfen. 11% ist unklar, was ein offizieller Wanderweg mit Mountainbike Erlaubnis ist.
Was bedeutet das für die Trail Foundation?
Wir möchten uns dafür einsetzen, dass Betretungsrechte klarer kommuniziert werden, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.
Verbote sollten dabei aber immer gut begründet werden können und das letzte Mittel der Wahl sein. Am ehesten können hierbei Konflikte vermieden werden, durch ein allen Wegnutzern klar kommuniziertes und attraktives Mountainbike Angebot. Die Grundlage dafür sollte eine gemeinsame Nutzung der Wege sein, die durch Bike-Pisten ergänzt wird.
Im Rahmen des Swiss Mountainbiking Projekt möchten wir den Bikemarkt der Schweiz noch genauer untersuchen, um für Gemeinden, Kantone und Urlaubsdestinationen eine Planungsgrundlage für ein gutes und nutzergerechtes Angebot bieten zu können.
Wie erleben wir Konflikte?
Vergangenheit und Zukunft
Ein Drittel hat auf dem Rad noch keine Konflikte erlebt.
Das Thema wird immer brisanter, da die Auslastung des Wegenetzes durch Outdoorsportarten in der Vergangenheit immer mehr gestiegen ist und in Zukunft weiter steigen wird. Diese Entwicklung führt unweigerlich auch zu mehr Konflikten. Aus diesem Grund gilt es die Grundlagen für eine konfliktfreiere Zukunft auf den Wald- und Bergwegen zu schaffen.
Arten
Ein Konflikt besteht häufig aus Beschimpfungen oder abwertenden Bemerkungen. Unfälle und beinahe Kollisionen sind eine Seltenheit.
Unnötige Behinderungen der Weiterfahrt oder Drohungen kommen jedoch auch vor. Erschreckend sind 9%, die oft oder regelmäßige gefährliche Wegmanipulationen wahrnehmen. Insgesamt erleben 25% mindestens gelegentlich solche Wegmanipulationen.
Entschärfung
Besonders wichtig ist es zu reagieren, wenn ein Weg stark frequentiert ist, der Weg/Boden besonders sensibel auf Velos reagiert und/oder der Weg hohe Geschwindigkeiten erlaubt bzw. fördert. Dabei sollen vor allem Aufklärungsmaßnahmen, wie ein Verhaltenskodex, Info-Tafeln und -Kampagnen helfen, Konflikte zu reduzieren. Denn das Verhalten von Bikern und Wanderern hat laut Umfrageergebnissen einen gleich starken Einfluss auf den Ausgang einer Konfliktsituation. Als weitere Massnahmen sollen einzelne Wegabschnitte angepasst werden, oder mit einem entsprechenden Angebot Wege getrennt werden.
Was bedeutet das für die Trail Foundation?
100%, also allen Befragten, ist es wichtig, dass man sich auf den Wegen und Trails gegenseitig respektiert. Wir möchten uns als Sprachrohr der Mountainbiker speziell dem Thema Aufklärungsarbeit widmen.
Die Umfrage zeigt, dass ein aktives Miteinander von einem gemeinsamen Verhaltenskodex geprägt ist. Nötig sind weitere Sensibilisierungs- und Informationskampagnen, wo das Mountainbiken erlaubt ist. Denn dies sollte allen beteiligten Gruppen gleichermassen klar sein..
Wir möchten sowohl den Austausch mit anderen Nutzergruppen suchen, uns aber auch intensiv mit den Bedürfnissen der Biker auseinandersetzen. Dazu gehört auch, Landeigentümer, Bauern und weitere Stakeholder von Beginn an in die Planung zu integrieren und abzuholen.
Bedenklich ist für uns die Häufigkeit von gefährlichen Wegmanipulationen, die auch immer häufiger ihren Weg in die Nachrichten finden. Aus unserer Sicht ist jede einzelne davon eine zu viel! Wir möchten auch hier Aufklärung betreiben und uns besonders für eine Kommunikation untereinander einsetzen. Es sollte für niemanden ein Mittel der Wahl sein, andere in Gefahr zu bringen, denn dies kann sogar lebensbedrohlich sein.
Das hochfrequentierte Wege ein höheres Konfliktpotential bieten, liegt auf der Hand. Aus diesem Grund möchten wir uns für ein breiteres und ganzheitliches Angebot einsetzen, um die Belastung auf einzelnen Wegen zu reduzieren. Zudem sollten diese kritischen Stellen durch ein professionelles Besucherlenkungskonzept und mit Massnahmen im Trailbau und geschickter Trailführung entschärft werden. Hinweis- und Informationstafel können für mehr Verständnis und Rücksicht sorgen.
MERCI, DANKE, GRAZIE!
Vielen Dank allen Partnern und Unterstützenden, welche die Arbeit an diesem Projekt ermöglichen!
Weitere Umfrage-Ergebnisse und Auswertung folgen!
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Herausgeber
Trail Foundation
Marktgasse 50
3011 Bern
smiles@trail.foundation
Projektteam
Dave Spielmann, Geschäftsleitung IMBA Schweiz
Lisa Wolfsteiner, Projektmitarbeiterin Trail Foundation
© Trail Foundation 2022 Alle Rechte vorbehalten.
Verwendung unter Quellenangabe (siehe Zitationsvorschlag) erlaubt. Kommerzielle Nutzung ausgeschlossen.
Das SMP wird unterstützt von Innotour, dem Förderinstrument vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO.
Zitationsvorschlag
Trail Foundation. Umfrageauswertung – Konflikte auf den Trails: Zusammenfassung. Bern 2022. Fachdokument Swiss Mountainbike Projekt Nr. 3.001 v02
Das Projekt wird unterstützt von Innotour, dem Förderinstrument vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO.
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