Sensibilisierung
und
Kommunikation
Sensibilisierung und
Kommunikation
Das wichtigste Motiv zum Biken ist Landschaft und Natur
Die Natur ist nicht nur die wichtigste Ressource fürs Mountainbiken, sondern auch das wichtigste Motiv, um sich in den Sattel zu schwingen. Es ist grundlegend davon auszugehen, dass Biker der Natur keinen Schaden zufügen möchten. Besteht jedoch eine Wissenslücke über die Folge bestimmter Handlungen, kann die Umwelt Schaden nehmen. Mithilfe gezielter Kommunikation an die Nutzer können Naturschutzaspekte vermittelt werden. Dabei gilt es sowohl den Bildungsauftrag als auch die touristischen Anforderungen zu erfüllen. In einem Kommunikationskonzept werden die dafür nötigen Inhalte, die gewünschten Zielgruppen sowie Kommunikationskanäle und -weisen festgelegt [2].
Grundlagen
Die Kommunikation und Ausschilderung attraktiver Routen und Mountainbike-Anlagen steigern das Nutzererlebnis und lenkt Biker aktiv auf offizieller Mountainbike-Infrastruktur. Im Allgemeinen können Sensibilisierungsmassnahmen ein umweltfreundliches Verhalten fördern und als Problemlösung dienen. Auch bei Restriktionen spielt die Kommunikation eine zentrale Rolle.
Die Besucherlenkung hat unter anderem das Ziel, Ressourcen zu schonen und Störungen von Wildtieren und Pflanzen zu minimieren. Dieses Ziel wird übergeordnet in der Raumplanung verfolgt. Bei Problemen auf einem Weg können Einzelmassnahmen der Besucherlenkung sanft (indirekt) oder hart (direkt) sein.
Besucherlenkung durch Einzelmassnahen (Scharpf 1998 zietiert von Hesse [3, S. 73])
Harte Massnahmen sind Bestimmungen, beispielsweise in Form von Verboten. Sie sollten, ausser in Risikosituationen, das letzte Mittel der Wahl sein. Damit sie akzeptiert werden, bedarf es einer soliden Grundlage an Beweggründen und im besten Fall wurden wichtige Parteien in die Lösungsfindung miteinbezogen. Auch die offene Kommunikation der Gründe ist von Bedeutung. Ein Merkblatt für Sperrungen und Umleitungen stellen Schweiz Mobil, Schweizer Wanderwege und das ASTRA bereit [4].
Sanfte Massnahmen, wie Anreize, Ablenkung und Information lassen dem Besucher ein hohes Mass an Eigenbestimmung und Freiheit, möchten jedoch sein Verhalten langfristig auf der psychologischen Ebene beeinflussen.
Visiman bietet auf der Projekthomepage einen Leitfaden zum Vorgehen bei der Planung einer Kommunikationsstrategie [2], während das Kapitel „Kommunikation als Element des Besuchermanagements“ einen ganzheitlichen Überblick über das Thema gewährt [5].
Bei der Erwägung von Verboten oder Schliessungen ist die übergeordnete Besucherlenkung zwingend zu berücksichtigen und einzubeziehen. Es gilt Gebote, Verboten vorzuziehen.
Schliessungen und Fahrverbote ohne ein alternatives Angebot können Probleme auf angrenzende Gebiete oder Wege verlagern. Gebote und zeitliche Regelungen können die Schliessung eines Weges vermeiden. Es ist wichtig diese wahrzunehmen und zu berücksichtigen.
Treten Probleme auf, gilt es eine gründliche Situationsanalyse durchzuführen. Daraus kann ein passendes Besucherlenkungskonzept und -strategien abgeleitet werden.
Eine präzise Situationsanalyse ist notwendig, um bestmöglich auf Probleme zu reagieren. Zu Beginn soll versucht werden, durch das Verbreiten von Informationen die Einsicht der Nutzer zu erlangen (Appellstrategie). Eine allgemeine Aufklärung im Bereich «Umwelt und Mountainbike» kann eine umweltfreundliche Verhaltensweise fördern. Gegebenenfalls ist eine Prüfung von Massnahmen auf Raumplanungsebene angebracht. Weitere Informationen zur Besucherlenkung und den unterschiedlichen Strategien bietet u.a. das Projekt Visiman auf seiner Projekthomepage [6].
Bei der Ausschilderung von Verboten gilt es eine amtliche Verfügung einzuholen.
Eigenmächtig aufgestellte Verbotsschilder schaden der Glaubwürdigkeit von solchen mit einer amtlichen Verfügung und einem anerkannten Schutzziel. Zudem kann eine Überzahl an Schildern, das Naturerlebnis auch für andere Nutzergruppen negativ beeinflussen. Allerdings geben eigenmächtig installierte Verbotstafeln starke Hinweise auf vorhandene Probleme, für welche es nötig ist, aktiv Gespräche und Lösungen zu suchen und anzugehen.
Gebote und/ oder zeitliche Regelungen sollen für den Mountainbiker so früh wie möglich erkennbar und deutlich sein.
Informationen zu Sperrungen sollten die Wegnutzer nicht erst dort erreichen, wo nur noch eine Umkehr als Alternative besteht. Bestenfalls werden Gebote und zeitliche Regelungen dem Biker bereits bei der Planung vor Tourenbeginn kommuniziert. Lokale Bike- und Tourismusorganisationen sowie Tourenbeschreibungen auf Plattformen, können dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Auch Hinweise an bedeutenden «Touchpoints» vor dem Wegeinstieg können den Informationsfluss und eine Umplanung der Tour erleichtern. Der Vorschlag einer alternativen Route ist hilfreich.
Mountainbike-Organisationen sollen sich aktiv an der lokalen Problemlösung beteiligen und auf lokale Umweltthemen aufmerksam machen.
Damit es zu möglichst wenigen Problemen kommt braucht es eine aktive Kommunikation. Diese ist dann am glaubwürdigsten, wenn sie von der Bike-Community getragen wird. Kommt es lokal wiederholt zu Problemen, können Gespräche mit in der Szene vernetzten Organisationen und Unternehmen die Situation entschärfen. Auch hier gilt: Empfehlungen von Bikern selbst können zu mehr Beachtung führen und die Szene auf bestehende Probleme aufmerksam machen.
Bei Einschränkungen sind Hinter- und Beweggründe klar zu kommuniziert. Auf diese Weise stossen sie auf mehr Akzeptanz bei den Nutzern.
Dies ist besonders wichtig, bei einer nutzerspezifischen Besucherlenkung, damit das Gefühl der Gleichwertigkeit erhalten bleibt. Im Idealfall werden alternative Wege kommuniziert.
Für eine funktionierende Besucherlenkung müssen offizielle und signalisierte Routen und Anlagen aktiv kommuniziert werden.
Schweiz Mobil bietet mit der Plattform «Mountainbikeland Schweiz» Informationen zu qualitätsgeprüften und gut ausgeschilderten Routen an. Eine Übersicht auf Destinationsebene kann auf diese verlinken sowie detaillierte Daten über weitere Routen und Anlagen, deren Schwierigkeit, Typ und GPS-Tracks einfach abrufbar machen. Hier können auch mögliche Touren mit unterschiedlichen Längen und Steigungen für die verschiedenen Zielgruppen vorgestellt werden. Wie es das schweizweite Portal «My Switzerland» vormacht, ist auch das Integrieren weiterer spezifischer Angebote wie beispielsweise auf Mountainbiker ausgerichtete Unterkünfte möglich. Mit der umfangreichen Plattform «Herbert Bike» bietet Graubünden ein Best Practice Beispiel auf Destinationsebene.Die Webseite sowie zugehörige Social-Media Plattformen sollten stets aktuell gehalten werden und können auch für wichtige Informationen über Bedingungen, Unterhaltstage oder Wegregeln genutzt werden. Auch Daten der offiziellen Routen und Anlagen auf Plattformen wie beispielsweise Strava tragen zu mehr Nutzung bei.
Eine klare/ einheitliche Signalisation von offiziellen Routen und Anlagen trägt zur besseren Kanalisierung bei, entspricht dem Gästebedürfnis und dient der Besucherlenkung.
Offizielle Mountainbike-Routen «sind gemäss der Schweizer Norm SN 640 829, Strassensignale, Signalisation Langsamverkehr und gemäss dem Handbuch «Wegweisung für Velos, Mountainbikes und fahrzeugähnliche Geräte» signalisiert. Die Norm gilt als Weisung des UVEK und ist für alle Beteiligten verbindlich» [7].
Umweltthemen sind evidenzbasiert, einfach verständlich und leicht zugänglich zu kommunizieren, um das Verständnis und die Akzeptanz zu fördern.
Im Zentrum der Kommunikation sollten Wissen und Information in Kombination mit einer gewünschten Verhaltensweise stehen. Eine sachliche Argumentation kann dafür sorgen, dass sich der Empfänger der Botschaft nicht angegriffen fühlt. Bei der Umsetzung kann auf Fachpersonen aus dem Bereich Naturschutz bzw. Umweltbildung zurückgegriffen werden.
Eine einfache und verständliche Kommunikation von Schutzzonen, heiklen Gebieten und Problemstellen einer Region, vereinfacht eine umsichtige Tourenplanung von
Mountainbikern.
Eine einheitlich aufbereitete Botschaft führt zu Wiedererkennung und Festigung der Umweltthemen.
Dazu können unterschiedliche Interessensgruppen gemeinsame Sensibilisierungsaktionen starten. Ein einheitliches Layout ist dabei entscheidend. Bestehende Vorlagen von Botschaften auf regionaler oder kantonaler Ebene unterstützen den Wiedererkennungseffekt. Ein Best Practice Beispiel ist die Fair Trail Kampagne im Kanton Graubünden.
Informationstafeln an «Points of Interest» können über generell wichtige und auch lokale Umweltthemen informieren.
Für Signalisationen zugunsten von Sensibilisierung und Besucherlenkung sollen möglichst bestehende Signalträger/ Installationen verwendet bzw. digitale Alternativen geprüft werden.
Bilder sagen mehr als Worte, so sollen Marketing-Kampagnen im Mountainbike-Bereich stets die Umweltthematik bei der Auswahl des Bild- bzw. Videomaterials berücksichtigen.
Die abgebildeten Mountainbiker sollen sich nur auf offiziellen Routen oder Anlagen befinden und kein umweltschädigendes Verhalten, wie beispielsweise das Driften in einer Kurve oder das Fahren auf einem Weg mit viel Matsch, praktizieren. Zudem muss die Bildsprache zum Angebot passen.
Bike-Organisationen geniessen ein starkes Vertrauen der eigenen Szene und können den Informationsfluss zu den Bikern fördern und diese sensibilisieren.
Die Möglichkeiten hierzu sind vielfältig und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Bereits die Aufnahme von Umweltthemen in die eigene Kommunikation erhöht die Reichweite und den Wiedererkennungswert bei Bikern. Die Schulung des Personals im direkten Kundenkontakt (z.B. in Hotels, Bergbahnen etc.) in Umweltthemen ermöglicht eine direkte und aktuelle Sensibilisierung des Gastes. Weitere Möglichkeiten zur Vermittlung der Umweltthematik von Organisationen können sein:
– Vereine: Angebot von Lehrausfahrten oder Veranstaltungen. Kommunikation und Sensibilisierung zu umweltfreundlichem Verhalten
– Bike-Guiding: aktive Kommunikation von umweltfreundlichem Verhalten
– Bike Schulen: Umweltthemen explizit ansprechen und eine umweltschonende Fahrtechnik weitergeben.
– Hotels: Informationen über offizielle Routen und Anlagen auslegen, aber auch problematische Zonen kennen und darüber informieren.
– Shuttle Service: Betriebszeiten mit dem Wildhüter absprechen.
– Bergbahnen: Integration von Empfehlungen über gewünschtes Verhalten auf Wegkarten.
– Wegnetz-Apps und Magazine: Integration von Information über zeitliche Beschränkungen bei Routen
– Velo-Läden: Anhänger mit Umweltkodex an den Lenkern.
Sowohl für Angebote in der Naherholung wie auch im Tourismus ist ein geeignetes und umweltschonendes Mobilitätskonzept bereitzustellen und zu fördern.
Da die An- und Abreise einen grossen Einfluss auf die Co2-Bilanz haben, kann dank solchen Konzepten ein positiver Effekt erzielt werden. Berücksichtigt werden können beispielsweise der Transport zu/ von Nahe gelegenen öffentlichen Verkehrsmitteln, Vergünstigung für umweltfreundliche Anreise sowie das Hervorheben der Thematik auf der eigenen Webseite.
[2] Visiman, «Besucherkommunikation», Visiman, Dez. 18, 2013.
[6] «Besucherlenkung», Visiman, Dez. 18, 2013.
[7] B. Hirschi und L. Stadtherr, «Mountainbikeland Schweiz: Manual Routen», Stiftung SchweizMobil, 2016.
[9] P. Webber, «Managing User Conflict», in Managing Mountain Biking: IMBA`s Guide to Providing Great Riding, International Mountain Bicycling Association (IMBA), Hrsg. 2007, S. 135–161.