Trail Design
Ein schlechtes Weg Design, erschwert langfristig den umwelt- und ressourcenschonenden Unterhalt.
Das Design einer Route oder einer Anlage bestimmt deren Linienführung. Dabei wird nicht nur die Steigung/ das Gefälle festgelegt. Es regelt unter anderem auch Entwässerungsmöglichkeiten, Exposition/ Sonneneinstrahlung, Bodenaufbau, einzubeziehende Geländekontouren, Geschwindigkeitsmanagement und die Möglichkeit eines natürlichen Verlaufs. Massgebend für die nachhaltige Umsetzung ist dabei auch das «Mirko Design», bei dem unter anderem Elemente auf dem Weg, Materialien, Textur, Kurvenradien/ -winkel präzisiert werden.
Ein durchdachtes und nutzerorientiertes Design macht einen Weg attraktiv und sicher, lenkt die Nutzer aktiv und schont die Umwelt. Schlechtes Design bei Wegneubauten oder bestehenden Wegen benötigt hohe Unterhaltsressourcen und damit auch eine häufigere Störung der Natur. Oft hilft dann nur eine Umlegung der Linienführung und der Rückbau an kritischen Stellen (Rerouting).
Grundlagen
Entwässerung, Erosion sowie das Nutzererlebnis und die Sicherheit eines Weges hängen stringent vom Design ab. Somit können direkte Schäden der Umwelt durch einen Weg als auch dessen Nutzung vermindert werden und dessen Attraktivität gesteigert. Beispielsweise vermindern Speedmanagment, Flow und eine einheitliche Schwierigkeit Abkürzungen.
Nach einer grossräumigen Analyse und der Identifikation von «No-Go» Zonen in der Planung, suchen Trail Designer ausgewähltes Gelände oder einen bestehenden Weg auf. Mit einem Auge für fahrtechnisch interessante Linien, einem Gerät zur Messung der Hangneigung (Klinometer) und dem fachmännischen Wissen über Wegbaugrundlagen kann eine Linie ausgewählt und kartiert werden. Basierend auf den Geodaten, der Grösse des Projekts und den gesetzlichen Bestimmungen, kommt es zu einem Bewilligungsgesuch der Anlage bzw. der umweltschonenderen Anpassungsmassnahmen einer Route oder einem Rerouting.
«The Art of Shape» – also ein gutes und umweltfreundliches Design – zeichnet sich aus durch:
– das Einhalten der Steigungsregeln,
– gute Entwässerungsmöglichkeiten,
– einem konstanten Flow (dieser kann auch technischer Natur sein) [1, S. 124 f.],
– aktivem Geschwindigkeitsmanagement und
– dem Einhalten der ausgeschriebenen Schwierigkeit.
Bei der Planung der Linienführung müssen sensible Lebensräume von Flora und Fauna Beachtung finden.
Fachdokumente bieten hier die Grundlage für Schutzgebiete. Diese werden bereits übergeordnet in der Planung analysiert. Zudem sollten Umweltexperten in den Prozess integriert werden. Sie können ein fachmännischen Beitrag zu lokalen Gegebenheiten leisten [2, S. 97].
Grundsätzlich gilt:
1. Bestmöglicher Schutz von schützenswerten Bereichen vor
2. lokale Wiederherstellung vor
3. angemessenem Ersatz (Kompensation) (weiterführende Informationen bieten das BAFU und das BUWAL [3]).
Es gilt den Weg der örtlichen Topografie anzupassen. Wo die Möglichkeit besteht, ist eine Hanglage bzw. abschüssiges Gelände zu wählen.
Die Hanglage von Routen und Anlagen vermindert die Entstehung von Schlammigkeit auf der Lauffläche [2, S. 104], da das Wasser durch seitliches Quergefälle und Entwässerungsmulden («Wellen-Mulden-Design») vom Wegtrasse weggeleitet werden kann.
Zudem lässt sich der Verkehr leichter auf den Weg konzentrieren. Durch die Neigung des Geländes bzw. den Hang oberhalb und unterhalb des Weges wird dieser klar definiert und die Verbreitung der Lauffläche durch Nutzer erschwert. Dadurch ist der Bau von Mountainbike-Infrastruktur an einem Hang trotz anfänglich grösserer Beeinträchtigung der Natur und den erforderlichen tal- wie bergseitig aufwändigeren Begrünungsmassnahmen, langfristig naturschonender. Wege in flacherem Gelände, die sich entlang der Falllinie erstrecken, benötigen anfänglich weniger Eingriff in die Natur, erlauben aber langfristig eine leichte Verbreiterung der Trittflächen und Trittschäden neben der Lauffläche, was nicht einheimischen Pflanzen zugutekommt [2, S. 98].
Beim Design ist darauf zu achten, dass sich das Trassee so gut wie möglich ins Landschaftsbild integriert.
Organisch in die Landschaft eingebettete Mountainbike-Infrastruktur, schont das Landschaftsbild und stärkt die oft Nutzerseitig gewünschte Naturverbundenheit des Bikesports.
Grosse Einschnitte in das gewachsene Terrain sind zu vermeiden (überdimensionierter Materialauf- und Abtrag) und nur anzuwenden, wenn es nicht anders geht. Eine umsichtige Begrünung der Böschungen zur Integration in die Landschaft ist dabei zentral.
Achtung! Der Bau von Anlagen z.B. in ausgewiesenen Skizonen oder entlang von Skipisten, vereint zwar verschiedene Outdoorsportarten auf derselben Nutzungsfläche, dennoch wird damit häufig das Landschaftsbild stärker und künstlicher beeinflusst. Die Überwindung der Tiefenmeter auf kleinerem Raum kann zu mehr Flächenverbrauch und längeren Strecken führen, auch das Nutzererlebnis kann durch die nötige Anzahl Kurven negativ beeinflusst werden. Zudem sind die beiden Nutzungsformen nicht immer kompatibel (bspw. Pistenfahrzeug-Kompatibilität bei Terrainverschiebungen wie Anliegerkurven, Sprünge oder Wasser- und Stromleitungen). Ein Zielkonflikt mit dem Skisport, unattraktive Mountainbike-Pisten und «Desire lines» zu Attraktionspunkten können die Folge sein.
Bei Wasserüberquerungen gilt es die ökologische Funktion des Gewässers weiterhin zu gewährleisten.
Wasserüberquerungen sollen, wenn möglich vermieden werden. Ist eine Überquerung unumgänglich, sollte zunächst der Bau einer Brücke bzw. eines Stegs geprüft werden. Dies ist besonders wichtig bei hoch frequentierten Wegen [2, S. 106]. Ist ein solcher Bau nicht möglich oder nicht praktikabel (z.B. bei kleineren Bachläufen), kann die Überquerung mit Steinen armiert werden [1, S. 180].
Grundsätzlich gilt [1, S. 176]:
– Möglichst wenig Überquerungen
– Möglichst geringer Einfluss auf das Flussbett
– Möglichst geringer Einfluss auf die Umgebung des Flusses
– Die Überquerung ist für die angedachten Nutzer sicher und nachhaltig
Bei einer Durchquerung ist zu beachten:
Quert ein Weg einen Fluss, sollte dieser stets beim hinein und herausfahren eine Neigungswechsel aufweisen, wobei man den Bach mit nicht mehr als 8% Gefälle verlässt. Am besten gelingt dies an allmählich abfallenden Bachufern. Um die ökologische Funktion des Baches zu erhalten, werden dessen Querschnitt, Gefälle, Ausrichtung und das Substrat beibehalten und lediglich mit einem natürlichen Knick versehen [1, S. 177 ff.].
Das Design muss den Bedürfnissen der Zielgruppen entsprechen, die in der übergeordneten Planung festgelegt wurde. Eine offizielle, attraktive und sichere MTB Infrastruktur dient der Lenkung der Nutzerströme.
In einer heterogenen Gruppe von Mountainbiker können Bedürfnisse voneinander abweichen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, die gewünschte Nutzergruppe und deren Erlebniswünsche sowie fahrtechnische Erfahrung zu fokussieren.
Die MTB Infrastruktur muss sich dem Berg anpassen - nicht umgekehrt.
Begehungen vor Ort sind essenziell, um das Gelände richtig einzuschätzen und die Regeln einer nachhaltigen Neigung und Steigung sowie Entwässerung umsetzen zu können. Bei Wegen, die mit anderen Nutzern geteilt werden, sollten auch deren Bedürfnisse berücksichtigt und eine gemeinsame Nutzerverträglichkeit abgestimmt werden (z.B. Geschwindigkeitsmanagement, Sichtdistanz).
Gutes Design und sorgfältiger Bau, benötigen manchmal mehr Zeit und einen höheren personellen und finanziellen Aufwand.
Dies kann jedoch massgeblich zu einem langfristig umweltschonenderen und kostengünstigeren Unterhalt beitragen, da der Weg Wasser, Wind, Wetter und Nutzung besser standhält.
Um beim Bau eine langfristige Umweltverträglichkeit sicherzustellen, gilt es grundsätzlich den Eingriff in die Natur so klein wie möglich und so gross wie nötig zu gestalten.
Langfristige Umweltverträglichkeit benötigt manchmal zunächst grössere Eingriffe in die Natur beim Bau. Um über die Jahre hinweg Erosion und andere Schäden zu vermeiden, kann ein anfangs grösser wirkender Eingriff sinnvoll sein. Beispielsweise kann mit Sprüngen oder grösseren Kurven an den richtigen Stellen ein besser funktionierendes Wassermanagement garantiert werden. Auch «künstliche Elemente» (bspw. Stege über Feuchtstellen und Moore) können manchmal die Beeinträchtigung der Umwelt minimieren.
Ein faktenbasiertes Austauschen bzw. eine gemeinsame Begehung von Ämtern und Fachstellen, Umweltverbänden, Planern und Trail Bauern trägt zur Abwägung der langfristigen Umweltverträglichkeit und dem Anfangseingriff in die Natur bei. Trailbauer sollten bereits bei den ersten Dialogen mit Umweltvertretern miteinbezogen werden, um den gegenseitigen Wissensaustausch zu fördern. Das Kapitel Zusammenarbeit im Bereich Umwelt und Mountainbike bieten einen tieferen Einblick in die Thematik.
Das Design sollte sich an die Bodenbeschaffenheit anpassen.
Es gibt weltweit viele unterschiedliche Bodentypen. Deren Entwässerungs- und Festigkeitseigenschaften unterscheiden sich stark. Wissen über die unterschiedlichen Bodenarten und wie mit ihnen umzugehen ist, ist essenziell [1, S. 84 f.], [4, S. 124].
Tatsächlich kann man auf einem einzigen Weg mehrere verschiedene Bodentypen vorfinden, die sich vor allem durch ihre Textur auszeichnen. Die Textur wiederum wird durch die Grösse der Bodenteilchen bestimmt. Es gibt unter allen Bodenteilchen drei grundlegende Arten von Partikeln: Sand, Silt/Schluff und Ton Die IMBA bietet weitere Informationen über deren für den Wegbau relevanten Eigenschaften sowie über die Bestimmun dieser Partikel [1, S. 84 f.].
Ein aktives Geschwindigkeitsmanagement und eine konstante Schwierigkeit führen zu weniger nutzungsbedingten Schäden.
Geschwindigkeitsmanagement:
Die Geschwindigkeit wird am besten vom Designer kontrolliert – nicht vom Fahrer.
Dazu können Hindernisse (z.B. Bäume, Felsen etc.) den Rand abgrenzen oder schlängelnde Kurven betont werden. Mithilfe von Steinen und Pflanzen können Biker vor schwierigen Stellen oder wenn grundsätzlich gewünscht, verlangsamt werden. Auch stetige Veränderungen (bspw. Kurven oder Auf- und Abstiege) erfordern höhere Konzentration und verlangsamen den Fahrer ohne den Fahrspass zu rauben [1, S. 80 f.]. Konstanter Flow (dieser kann auch technischer Natur sein) sollte dabei beibehalten werden, um nutzerbasierte Bodenveränderung zu vermeiden [4, S. 124].
Ideales Geschwindigkeitsmanagement reduziert die Anzahl der Bremspunkte markant. Insbesondere starkes Bremsen (bspw. ausgelöst durch zu steile Neigung, abrupte Richtungsänderung, zu schnelle Geschwindigkeit, zu wenig Übersichtlichkeit) kann Bremswellen und Erosion bewirken.
Schwierigkeitslevel:
Durch zu schwierige Teilstücke oder unerwartete Hindernisse ohne Umfahrung, kann es zu einer Überforderung des Nutzers kommen. Dadurch wird schlechte Fahrtechnik und somit auch Erosion gefördert und die Sicherheit der Nutzer gefährdet. Zudem kann es zu Umfahrungen abseits des Weges kommen.
Ein gewisser Handlungsspielraum für Abweichungen zur geplanten Linienführung («Korridorplanung») unterstützt professionelle und nachhaltigkeitsbedachte Trailbauer bei einer umweltfreundlichen und pragmatischen Umsetzung.
Liegen keine schützenswerten Bereiche vor, ist ein axialer Handlungsspielraum ab 10m, ergo ein Korridor zu beiden Seiten der geplanten Linie von 20m, empfehlenswert.
Es gilt die Grundregeln der Steigung / des Gefälles zu kennen und zu beachten.
Ein Weg sollte mit einer durchdachten Neigung auf den Hang reagieren. Auf diese Weise wird vermieden, dass Wasser entlang des Weges fliesst und langfristige Schäden anrichtet. Dazu dienen folgende Grundregeln:
- Das Vermeiden der Falllinie:
Wasser, das einen Berg hinunterfliesst, folgt dem Weg des geringsten Widerstands, der so genannten Falllinie. Ein Weg in der Falllinie wird durch das Wasser zunehmend ausgeschwemmt, es bilden sich Rillen, Wurzeln werden freigelegt und die Umwelt beschädigt [1, S. 60].
- Das Vermeiden flacher Gebiete:
Ein Weg sollte mindestens auf einer Seite etwas höher als der Boden sein, damit das Wasser richtig abfliessen kann und der Weg nicht zu einem Sammelbecken für Wasser wird [1, S. 60].
- Die 50% Regel:
Das Gefälle bzw. die Steigung eines Wegs sollte nicht mehr als die Hälfte der Hangneigung betragen [1, S. 63].
- Der 10% Durchschnitt:
Die gesamte Steigung/ das Gefälle eines Weges wird von dessen einen Ende zum anderen gemessen. Im Allgemeinen ist ein durchschnittliches Gefälle von 10% oder weniger am nachhaltigsten [1, S. 64 f.]. Bei Aufstiegswegen sind 7% oder weniger empfehlenswert, ab ca. 4-5% ist es angenehm fahrbar. Weitere Empfehlungen zur Durchschnittlichen Neigung bietet: [5, S. 8]
- Die maximal verträgliche Steigung:
Die maximale Steigung ist der steilste Abschnitt des Weges, der mehr als 3 m lang ist. Bei der Planung eines Weges ist es wichtig, bereits zu Beginn des Prozesses die genaue maximale Steigung zu bestimmen, die der Weg unter den örtlichen Bedingungen verkraften kann. Obwohl die maximale Steigung eines Weges in der Regel zwischen 15 und 20 Prozent liegen sollte, ist sie standortspezifisch und schwankt aufgrund verschiedener Faktoren wie der 50% Regel, Bodenart, Felsen, jährliche Niederschlagsmenge, Neigungswechsel («Grade Reversals»), Nutzertypen, Anzahl der Nutzer und Schwierigkeitslevel [1, S. 66]. Bikeplan beschreibt die Obergrenze der maximal verträglichen Steigung bei nachhaltigen Wegen mit 15% [5, S. 8].
Auch die Wahl einer an die Hangneigung angepassten Kurve, trägt zur Nachhaltigkeit des Weges bei (weitere Informationen bietet die IMBA [1, S. 149 ff.])
Lokale Verstärkungen können punktuell den Boden unterstützen.
Beim Befahren oder Begehen eines Weges wirken Kräfte auf die Wegoberfläche ein. An einigen Stellen, zum Beispiel um Erosion zu vermeiden oder Bäume zu schützen, ist es empfehlenswert den Boden zu unterstützen. Dazu kann unter anderem eine Armierung oder ein Stützmauer dienen.
Armierung («Armoring»)
Armierung ist eine Methode, bei der grosse Steine verwendet werden, um einen Weg in gewisser Art und Weise zu «pflastern» und damit Erosion zu verhindern. Es kann bei hochfrequentierten Routen oder Anlagen, bei besonders steilen Wegabschnitten oder Landebereichen nach Sprüngen oder Drops Nutzungserosion verringern, sowie besonders sandigen, weichen und nassen Untergrund schützen. Essentiell für eine langfristige Beständigkeit ist das Wassermanagement: Es darf den armierten Wegabschnitt nicht entlang oder darunter fliessen [1, S. 162 ff.]. Es gibt unterschiedliche Arten der Armierung. Eine bereits seit Jahrhunderten im alpinen Wegebau bekannte ist beispielsweise eine Armierung mit Steinen, welche alle in den Boden befestigt sind («Stone Pitching»)
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Stützmauern/ Trockenmauern
Partielle Bankettkonstruktionen mit Stein oder Holz können Wendeplattformen an Serpentinen (Switchback Kurven) stützen, Pfade in unwegsamem Gelände talseitig absichern, die Aussenkante eines teilweise bestehenden Banketts verstärken oder Baumwurzeln schützen [1, S. 159 ff.]
[1] V. Felton, Trail Solutions: IMBA’s Guide to Building Sweet Singletrack. International Mountain Bicycling Association, 2004.
[4] P. Webber, «Managing User Conflict», in Managing Mountain Biking: IMBA`s Guide to Providing Great Riding, International Mountain Bicycling Association (IMBA), Hrsg. 2007, S. 135–161.