Sensibilisierung
Zunehmend mehr Menschen suchen draussen in der Natur sportliche Herausforderungen und Erholung. Verständnis und Rücksichtnahme zwischen den verschiedenen Interessens- und Nutzergruppen sind essenziell, um die beschränkten Ressourcen, die uns die Natur bietet, gemeinsam und nachhaltig nutzen zu können.
Sensibilisierungsmassnahmen spielen im Mountainbike-Tourismus eine entscheidende Rolle, um nicht nur die Vorzüge dieser Aktivität zu betonen, sondern auch um ein harmonisches Miteinander zwischen Bikenden, weiteren Wegnutzenden, lokaler Bevölkerung und Umwelt zu gewährleisten. Sensibilisierung ist eine essenzielle Komponente, die nicht nur die Sicherheit und Zufriedenheit der Beteiligten fördert, sondern auch nachhaltigen Mountainbike-Tourismus ermöglicht.
Die Sensibilisierungsmassnahmen umfassen ein breites Spektrum an Informationen und richten sich an unterschiedliche Adressaten. Sie fördern Verständnis, zeigen Möglichkeiten auf und beugen Konflikte vor.
Grundlagen
Sensibilisierungskampagnen fördern das gegenseitige Verständnis der verschiedenen Interessensgruppen.
Durch eine zielgruppengerechte und transparente Kommunikation von Verhaltens- und Nutzungsregeln können Konflikte vorgebeugt werden. Insbesondere bei der gemeinsamen Nutzung der Infrastruktur ist eine gegenseitige Rücksichtnahme unerlässlich für ein harmonisches Miteinander.
Best Practice: GraubündenBike hat bereits erfolgreich eine Fair-Trail-Kampagne für einen toleranten Umgang miteinander auf den Wegen umgesetzt. In der Zentralschweiz sorgt der Bike-Kodex der Bikegenossen für Respekt, Freude und Gemeinschaft auf den Wegen. Bike-In FR25 setzt sich aktiv dafür ein, das harmonische Zusammenleben und den Respekt zur Natur zu fördern.
Auch für Sensibilisierungsthemen ist eine einheitliche Kommunikation auf den verschiedenen Kanälen anzustreben.
Dafür können die bestehenden Touchpoints mit dem Gast genauso genutzt werden wie für die üblichen Marketingmassnahmen. Auch die Zusammenarbeit mit den verschieden Leistungsträgern ist ausschlaggebend. So kann bereits im Vorfeld bei der Bike-Vermietung oder im Hotel an der Reception auf das gelebte Miteinander in der Destination hingewiesen werden.
Verhaltensregeln für Mountainbikende auf der Grundlage des nationalen Mountainbike-Kodex klar kommunizieren.
Die Grundregeln im Umgang miteinander und mit der Natur sind den Gästen leicht verständlich zu vermitteln. Die Informationen sollten online und vor Ort einfach auffindbar sein.
Der nationale Mountainbike-Kodex dient hier als Grundlage. Er besteht aus sechs einfachen Grundregeln, wurde 2022 im Auftrag des ASTRA durch SchweizMobil, Schweizer Wanderwege, IMBA Schweiz, BFU, SUVA und Swiss Cycling lanciert. Der Kodex soll als Grundlage für kantonale, regionale und lokale Kampagnen dienen.
Mit dem Verbreiten der Verhaltensregeln und des Bike-Kodex wird das gegenseitige Verständnis von Wanderern und Mountainbikerinnen erhöht.
Die Bildsprache bereits im Vorfeld zur Sensibilisierung nutzen und auf die Zielgruppe und das Angebot anpassen.
Oftmals haben die verschiedenen Nutzergruppen ein zu extremes oder veraltetes Bild des «Bikenden». Angepasste Bilder können zur Sensibilisierung dienen und schüren keine falschen Erwartungen.
Bilder, die freundliche Begegnungen von Mountainbikenden und Wandernden zeigen, vermitteln ein Verständnis für die gelebte Koexistenz. Bilder, die zu Marketingzwecken genutzt werden, sollten den Routen entsprechendes Fahrverhalten und Ausrüstung abbilden.
Bei signalisierten Routen hilft die Verwendung von Bildmaterial, das die Signalisation enthält. So erkennen die Gäste die Signale vor Ort leichter wieder (vgl. hierzu Merkblatt Koexistenz).
Veraltetes Bild der Mountainbikenden bei den Stakeholdern revidieren.
Mit Gesprächen und Umfragen können die spezifischen Aspekte des veralteten Bildes eruiert und gezielt überarbeitet werden.
Die Verwendung von zeitgemässem Bildmaterial hilft, ein aktuelles Bild zu fördern. Stereotype Darstellungen sollten vermieden werden. Vielmehr sind die Vielfalt des Sports und das Community-Erlebnis ins Zentrum zu stellen.Den Stakeholdern das Wertschöpfungspotential des Mountainbike-Gastes aufzeigen.
Oftmals sind sich die Leistungsträger in einer Destination des Potentials von Mountainbike-Gästen nicht gänzlich bewusst und es fehlt ein entsprechendes Interesse an dieser Zielgruppe.
Um ein funktionierendes Angebot zu schaffen, braucht es die Zusammenarbeit innerhalb der Destination. Es lohnt sich daher, die Stakeholder dafür zu sensibilisieren, welchen Mehrwert gerade der Mountainbike-Gast einer Destination bringt.
Hinweis: Der Mountainbike-Gast ist zahlungskräftig, kommt oftmals mit der ganzen Familie, bleibt länger, ist ein nachhaltiger Gast.
Leistungsträger über die Bedürfnisse der Mountainbike-Gäste informieren.
Darunter fällt eine herzliche Willkommenskultur genauso wie Waschstationen, angepasste Öffnungszeiten von Restaurants, Abstellmöglichkeiten für Bikes, Aufladestationen für E-Bikes, Bike-Räume mit einer kleinen Werkstatt im Hotel und weitere Annehmlichkeiten (vgl. 2.3 Dienstleistungen). Grundsätzlich sind die einzelnen Leistungsträger selbst für ihre Ausrichtung und ihr Angebot zuständig. Es kann jedoch helfen, ein gemeinsames Verständnis für den Mountainbike-Gast in der Destination zu fördern (beispielsweise mit einem Leitbild oder Infoveranstaltungen). Die Lokale Bike-Community kann hier eine Schlüsselfunktion ausüben, in dem sie Verbindungen herstellt und Bedürfnisse aufzeigt.
In einen nachhaltigen Trailbau investieren.
Professionell angelegte Trails reduzieren Erosion und minimieren die Schäden an der Umwelt (vgl. Trail Design, Entwicklungskompass MTB und Umwelt).
Sensibilisierungskampagnen thematisieren auch Umweltthemen.
Das Miteinander auf den Wegen und der respektvolle Umgang mit der Natur gehen Hand in Hand. Auch der Bike-Kodex thematisiert den Schutz der Umwelt in den Verhaltensregeln. Nutzende sind auf Wildruhezonen und Schutzgebiete mit geeigneten Mitteln aufmerksam zu machen. Auch auf Verhaltensweisen, die selbstverständlich wirken in der Natur, wie auf den Wegen bleiben oder den Abfall mitnehmen, ist einfach und verständlich hinzuweisen.
Die Nutzenden auf gewisse Verhaltensweisen für einen nachhaltigen und respektvollen Umgang mit der Natur hinweisen.
Die intensive Nutzung kann für die Natur zur Belastung werden. Der Mountainbike-Gast ist naturverbunden und will diese schützen. Gezielte Informationen zu sensiblen Gebieten und weshalb diese geschützt werden, fördert das Verständnis und damit das Naturerlebnis.
Bikeguides können hier ebenfalls Verantwortung wahrnehmen, indem sie mit den Gästen den sorgfältigen Umgang mit der Umwelt thematisiert und ihnen richtiges Bremsen und eine schonende Kurventechnik beibringen.
Auch in der Lokalen Community liegt ein grosses Potenzial. Diese sollte mit gutem Beispiel voran gehen und vorleben, wie ein rücksichtsvoller Umgang mit der Natur gelebt wird.
Best Practice: BIKE-IN FR25, Trash Free Trails
Hinweisschilder weisen Nutzende auf ein gewünschtes Verhalten hin und kommunizieren Regeln.
Im Idealfall sind begründete Argumente angeführt. Dadurch werden Hinweise und Handlungsanweisungen verständlicher und damit auch wahrscheinlicher umgesetzt. Hinweisschilder können ebenfalls zur Naturbildung beitragen (vgl. Wissensplattform NAT:KIT).
Für die Durchsetzung des Naturschutzes können vor Ort Ranger eingesetzt werden.
Diese fungieren als Vermittler zwischen Natur und Menschen und sensibilisieren die Gäste vor Ort für die Umweltthemen. Auch der Einsatz der Trail Crew für Naturschutzthemen kann je nach Destination zielführend sein.
Die lokale Community miteinbeziehen.
In diesen Ausführungen wird der Fokus auf die touristische Nutzung der Infrastruktur gelegt. Das bedeutet nicht, dass die Bedürfnisse der Einheimischen vernachlässigt werden dürfen. Diese gestalten das Angebot und die Willkommenskultur aktiv mit. Die Bedürfnisse der Einheimischen sind daher miteinzubeziehen und zu berücksichtigen. Gewisse Gebiete sind allenfalls den Einheimischen vorbehalten und sollen nicht gross vermarktet werden.
Stakeholdermanagement mit viel Empathie.
Die Stakeholder haben in der Regel bei der Umsetzung der Mountainbike-Infrastruktur mitgewirkt oder ihre Einwilligung gegeben. Auch nach der Umsetzung sind die Bedürfnisse der Betroffenen regelmässig abzuholen, zu berücksichtigen und ernst zu nehmen.
Probleme ernst nehmen und Lösungen aufzeigen.
Durch den Betrieb von Mountianbike-Infrastruktur werden unterschiedliche Interessen tangiert. Diese gilt es auch nach der Umsetzung laufend zu erheben und mit geeigneten Massnahmen Konflikte vorzubeugen.